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  • Marga & Gerrit

Erfahrungsbericht Clinic Nepal - Februar bis März 2023

Aktualisiert: 9. Nov. 2023

Unsere Zeit im Projekt der Clinic Nepal in Meghauli Februar 2023


Von Ende Februar bis Anfang März 2023 waren wir als Familie für 3 Wochen im Clinic Nepal-Projekt hier in Meghauli. Wir, das sind Marga (Allgemeinmedizinerin), Gerrit (Chirurg), Elsa (9 Jahre) und Mattis (11 Jahre). Als Teil einer langen Reise, die uns um die Welt bringen soll, hatten wir geplant, hier Station zu machen. Hari haben wir schon in Freiburg kennengelernt, wo wir bis zu unserer Reise gewohnt haben.

Vom ersten Moment an wurden wir sehr herzlich im Haus von Haris Bruder Ram und dessen Frau Sabitri aufgenommen. Wir wurden aufs Feinste bekocht und Sabitri hatte immer ein Auge auf unser Wohlergehen, unseren Nepali-Wortschatz und auf die Kinder, wenn sie nicht mit uns an der Klinik waren. Für unsere Kinder war es herrlich, in einem geborgenen Zuhause zu sein und nach und nach haben sie über die Pfadfindergruppe oder das abendliche Fußballspielen auf der großen Fläche der ortsansässigen Landebahn auch die Kinder des Ortes kennengelernt. Von all den vielen Ideen und Projekten, die Hari hier mit viel Umsicht, Beharrlichkeit, Energie und Vision ins Leben gerufen hat, haben wir vor allem die Klinik, den Kindergarten und die Pfadfindergruppe kennengelernt. Den Kindergarten zu erleben war eine wahre Freude. Ein großes Gewusel an kleinen Kindern, die über alle Sprachgrenzen hinaus sehr schnell Vertrauen gefasst haben. Da ist der kleine Junge, der, neu im Kindergarten, den Schoß unserer Tochter Elsa erwählt hat, um sich dieser neuen Welt zu stellen. Oder die beiden Freundinnen, die ganz stolz alle Legotürme vorgeführt haben. Und all die anderen (bis zu 60!) Kinder, dazwischen die vier herzlichen Erzieherinnen, die es wunderbar verstanden, Ordnung ins Gewühl zu bringen. Immer wieder haben wir auf unserer Reise die wunderbare Erkenntnis: Kinder sind in ihrer Verschiedenartigkeit doch auf der ganzen Welt gleich! Sie spielen, sie rangeln und streiten, sie lachen, sie lieben Süßigkeiten, sind neugierig, offen und weinen, wenn es weh tut.

Erstaunlich war für uns, dass auch im Kindergarten schon Unterricht stattfindet, Schreiben und Englisch und tatsächlich auch ein ‚Examen‘ vor dem Wechsel in die Schule. Darüber lässt sich pädagogisch sicher streiten, aber es scheint von den Eltern verlangt zu werden und war wohl nicht immer so. Wir konnten uns mit einem kleinen Bastelangebot und Reparaturarbeiten am Spielplatz einbringen und unsere Anwesenheit wurde, ob mit oder ohne Angebot, immer aufs Wärmste begrüßt, einfach mit den Kindern zu spielen war für alle Seiten eine gute Sache, zumal es nur wenig Spielmaterial vor Ort gibt. Mit mehr pädagogischer Kreativität als wir an den Tag gelegt haben, gibt es hier sicher viel Raum, den Kindern Angebote zu machen und Neues einzubringen. In der Friendship Clinic selbst haben wir uns in unserer Funktion als Ärzte eingebracht. Hierfür waren wir die Vormittage in der Klinik, was über soziale Medien kommuniziert wurde. Vor allem Gerrit konnte als Chirurg hilfreich sein, da Wunden und Knochenbrüche häufig vorkamen und auch ein Röntgengerät vor Ort ist, das sachkundig bedient wird. Die weiteren Krankheitsbilder waren im Grunde mit der in einer deutschen Allgemeinpraxis vergleichbar. Gastritis, Kopfschmerzen, Ohrenschmerzen, viel Orthopädie und unspezifische Beschwerden. Natürlich sind wir dabei oft auf die Grenzen der diagnostischen Möglichkeiten gestoßen, so wurde uns z.B. immer wieder das fehlende Ultraschallgerät bewusst, das schon länger in Reparatur ist. Bisher wurde es wohl vor allem gynäkologisch verwendet. Und auch von Gesundheitserziehung würde die ganze Bevölkerung profitieren, bei Karies als Volkskrankheit und rasch zunehmenden Lifestyle-Krankheiten wie Diabetes und Hypertonie. Die Klinik bietet hierfür Kontrollen an (Blutdruck und Blutzucker), die teilweise aber nur unregelmäßig wahrgenommen werden, ein HbA1c gibt es nur in Bharatpur. Wir waren Vormittags in der Klinik, da die Nachmittage meistens durch die Belegärzte aus Bharatpur abgedeckt waren. Manche Vormittage waren sehr ruhig, andere etwas voller, richtig Andrang gab es aber nur zu den langfristig bekannten Zeiten der Belegärzte.

Bei allem hatten wir das großartige Team der Klinik an unserer Seite, allen voran Sumon und Sudip. Sumon war Ansprechpartner für alle Fragen und Sudip hat für uns nicht nur übersetzt, die Labortests durchgeführt und die Röntgenaufnahmen gemacht, sondern auch die kulturellen Aspekte erklärt. Dass hier ein guter Arzt zum Beispiel immer verschiedenen Patienten verschiedene Schmerzmittel geben muss, nicht allen das gleiche, dass es wichtig ist, irgendeine Medizin mitzugeben, und sei es nur ein Vitaminpräparat, oder, dass manche Patienten mit ‚Beschwerden‘ kommen, aber eigentlich nur mal untersucht werden wollen. Screening der Kindergarten- und Schulkinder: Mit Hilfe des Teams der Klinik haben wir bei allen Kindern im Kindergarten eine Screeninguntersuchung durchgeführt, die Schüler einer nahegelegenen Schule haben wir problemorientiert untersucht. Am häufigsten war z.T. fortgeschrittener Karies und verstopfte Gehörgänge mit einer Mischung aus Asche, Staub und Cerumen. Beides bekannte Probleme, letzteres immerhin mit speziellen Aufweichtropfen und viel Spülung gut lösbar, die Zähne wurden vom Zahnarzt, der samstags in die Clinic kommt, immer nur gezogen – Milch- oder bleibende Zähne – ein Wunder, dass es hier noch Erwachsene Menschen mit eigenen Zähnen gibt. Schön war, zu sehen, dass die allermeisten Kinder gesund sind. Und dann gab es die wenigen Kinder, denen wir gerne besser geholfen hätten, als es das Umfeld ihrer Familie möglich machen kann.

Health-camp für Frauen in Chenauli: Einmal waren wir bei einem Health-camp für Frauen dabei, in dem es vor allem darum ging, kostenlos ein Screening auf Gebärmutterhalskrebs durchzuführen (110 Frauen wurden untersucht) und gynäkologische Probleme zu lösen. Mithilfe des Essigsäuretests haben wir immerhin 4 Frauen ‚herausgefischt‘, die dann an die Cancer Clinic in Barathpur weiter überwiesen wurden. Die Krankenschwestern, die das Screening durchführten, waren sehr erfahren und so konnte Marga nach kurzer Anleitung schnell mithelfen und auch gleich Einiges lernen. Auffälligkeiten an Cervix oder Vagina wurden dann dem im Nebenraum arbeitenden Gynäkologen gezeigt. Erstaunlich, mit welcher Geduld die Frauen den ganzen Tag gut gelaunt vor der Tür auf ihre eigene, so kurze, Untersuchung warteten. Was Hari für diese Gemeinde hier geschaffen hat, ist einfach großartig. Lebensbedingungen zu verbessern, Bildung voranzutreiben und vor allem, den jungen Leuten Optionen aufzuzeigen, das hat er hier mit viel Herzblut und Engagement geschafft. Wir haben uns hier bei der Familie Bhandari, aber auch im ganzen Dorf, sehr wohl gefühlt und können uns nicht genug bedanken. Denn bei allem, was wir an Wissen und Zeit mitgebracht haben, sind wir doch umso reicher beschenkt worden. Die Kinder, wenn sie abends von den großen Jungs ins Fußballteam geholt wurden oder bei den Pfadfindern dabei sein konnten, wir alle durch so viele Menschen, die uns offen, neugierig und gastfreundlich entgegengetreten sind.

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